5. VFIB-Erfahrungsaustausch Bauwerksprüfung 2017

  

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

auch der 5. VFIB-Erfahrungsaustausch am 28.September 2017 in Fulda war wieder ein großer Erfolg. Rund 500 Teilnehmer nahmen an der Veranstaltung teil und dokumentierten damit, dass der VFIB-Erfahrungsaustausch in der Fachwelt weiterhin auf großes Interesse stößt.

 

Begleitet wurde die Veranstaltung von einer Fachausstellung, bei der zahlreiche Ingenieurbüros und Fachfirmen sowie die 4 vom VBFI ausgewählten Lehrgangsstandorte in Bochum, Dresden, Feuchtwangen und Lauterbach ihre Leistungen vorstellen konnten.

Anerkannte Experten aus Bauverwaltungen, Ingenieurbüros und Unternehmen informierten in neun Vorträgen zu aktuellen Themen der Bauwerksprüfung im Ingenieur- und Hochbau.

Nach der Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden des VFIB Prof. Dipl.-Ing. Karl Goj gab Prof. Dr.-Ing. Gero Marzahn vom Bundesverkehrsministerium eine aktuellen Überblick über den Zustand der Brücken an Bundesfernstraßen und die Strategie des Bundes zur Ertüchtigung der Infrastruktur. Das Thema Autobahngesellschaft wurde zwar nur am Rande erwähnt, aber es ist schon jetzt zu erahnen, dass in den nächsten Jahren große Herausforderungen auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Bund und Ländern zukommen wird. Der VFIB wird dies aufmerksam begleiten, damit die Bedeutung und die Qualität der Bauwerksprüfungen weiterhin gewahrt bleiben.

Schwerpunkt der Veranstaltung war dieses Mal die Prüfung und Erhaltung kommunaler Bauwerke, mit denen sich mehrere Vorträge befassten. In einem eindrucksvollen Vortrag hat dazu Dipl.-Ing. Johann Hermann vom Rechnungshof Rheinland-Pfalz die teilweise katastrophale Situation und deren Folgen bei den Städten und Gemeinden dargestellt. Vor allem fehlende Bauwerksunterlagen und mangelnde Bauüberwachung haben dazu geführt, dass der Zustand vieler Bauwerke inzwischen als bedenklich einzustufen ist. Aber auch knappe Haushaltsmittel verschärfen vielerorts dieses Problem.

Der Rechnungshof hat daher der Landesregierung eindringlich empfohlen, Maßnahmen zum Abbau des Erhaltungsstaus zu ergreifen. Über die Zusammenarbeit mit den kommunalen Spitzenverbänden wird der VFIB versuchen, hierbei fachliche Unterstützung zu geben, Es ist davon auszugehen, dass die Situation in anderen Bundesländern ähnlich ist.
 

  

Der anschließende Vortrag von Bürgermeister Thomas Knack bestätigte diese Erfahrungen und Probleme aus der Sicht einer kleinen Kommune. Hier ist es in der Regel nicht möglich, eine eigene Fachkraft für diese Aufgaben vorzuhalten, sodass man auf die Unterstützung externer Fachleute angewiesen ist. Dipl.-Ing. Olaf Reibetanz und Dipl.-Ing. Clemens Anwander zeigten in Ihren Vorträgen auf, wie eine solche Zusammenarbeit und Unterstützung organisiert werden kann. Wesentlich sind dabei zunächst der Aufbau vollständiger Bauwerksunterlagen und die Entwicklung eines Bauwerksmanagements, damit entsprechende Maßnahmen vorausschauend geplant werden können.

Wesentliche Unterstützung insbesondere für Kommunen soll die „Empfehlung des VFBI zur Leistungsbeschreibung und Aufwandsermittlung für Bauwerksprüfungen nach DIN 1076" geben. Der VFIB hält diese Empfehlung für besonders wichtig, da eine umfassende und qualifizierte Bauwerksprüfung nur möglich ist, wenn dies sachgerecht ausgeschrieben und hierfür eine kostendeckende Vergütung geleistet wird. Prof. Dr.-Ing. Uwe Willberg berichtete in seinem Vortrag über erste Erfahrungen, den aktuellen Stand und die weitere Entwicklung der Empfehlung, die inzwischen schon von vielen Bauherren und Auftragnehmern angewendet wird.

Angesichts vieler geplanter ÖPP-Projekte stellen Aspekte der bauaufsichtlichen Verantwortung und der Verkehrssicherheitspflicht besondere Herausforderungen dar. MR Dipl.-Ing. Marcel Zembrot zeigte auf, dass die Aufgabenübertragung u.a. für die Bauwerkserhaltung sehr genau geregelt werden muss, da die Verantwortung gegenüber Dritten weiterhin bei dem Baulastträger bleibt.

Neben diesen Themen standen natürlich auch wieder einige fachtechnische Themen aus der Praxis der Bauwerksprüfung auf dem Programm. So z.B. die Einschätzung von Georisiken bei der Prüfung von Sicherungsbauwerken, über die ORR Dipl.-Geol. Andreas Koch berichtete. Oder die Bauwerksprüfung bei Stahl- und Stahlverbundbrücken, die besondere Kenntnisse erfordert. Dipl.-Ing. Bernd Koller machte in seinem Vortrag deutlich, dass es hier besonders wichtig ist, sich bei der Bauwerksprüfung mit der Konstruktion, der Montagefolge und den Schweißdetails zu beschäftigen, um Schäden zielgerichtet erkennen zu können.

Grundsätzlich ist es außerdem wichtig, die Ergebnisse der Bauwerksprüfung so darzustellen, dass ggf. auch eine statische Bewertung der Schäden möglich ist. Anhand ausgewählter Praxisbeispiele erläuterte Dipl.-Ing. Jürgen Paul insbesondere die statische Beurteilung bedeutsamer Risserscheinungen, die oft für die Standsicherheit des Bauwerks entscheidend sein können. Neben Erfahrungen ist hier auch vertieftes Fachwissen unbedingte Voraussetzung.

Das Voranschreiten der Digitalisierung in allen Bereichen ist auch für Bauwerksprüfungen ein wichtiges Thema. In seinem Vortrag stellte LRD Dr.-Ing. Peter Haardt die Ziele und Ergebnisse aktueller Forschungsaktivitäten zur „Intelligenten Brücke" vor. Ergänzend zur konventionellen Bauwerksprüfung sollen hierbei bauteil- und bauwerksbezogene Messwerte in Verbindung mit angepassten Analyse- und Bewertungsverfahren eingesetzt werden. Erste Pilotprojekte sollen zeigen, ob sich diese Verfahren auch in der Praxis bewähren.

In den Pausen bestand wiederum Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmern und zum Besuch der Ausstellungsstände, was auch gut genutzt wurde.

Der nächste VFIB-Erfahrungsaustausch Bauwerksprüfung nach DIN 1076 wird im November 2019 im Gürzenich in Köln stattfinden, der genaue Termin ist bisher noch nicht festgelegt. Tagungsbände der Veranstaltung in Fulda können noch in begrenzter Anzahl bei der Geschäftsstelle des VFIB unter info@vfib-ev.de bestellt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Joachim Naumann

VFIB-Vorstandsmitglied

  
 
Wenn Sie den Newsletter des VFIB nicht mehr erhalten wollen, klicken Sie bitte hier: Newsletter abmelden
Herausgeber: Verein zur Förderung der Qualitätssicherung und Zertifizierung der Aus- und Fortbildung von Ingenieurinnen und Ingenieuren der Bauwerksprüfung e.V. (kurz: VFIB e.V.)
Anschrift:
VFIB e.V., c/o Bayerische Ingenieurkammer-Bau
Schloßschmidstraße 3, 80639 München
Telefon: 089 41943488
Mail: info@vfib-ev.de
Verantwortlich:
Vorsitzender MR Dipl.-Ing.Univ. Karl Goj
Redaktion: MR a.D. Dipl.-Ing. Joachim Naumann