62. Newsletter vom 16.11.2021

7. VFIB Erfahrungsaustausch
Teilnahmerekord trotz pandemiebedingter Online-Veranstaltung

Sehr geehrte Mitglieder des VFIB,
liebe Kolleg:innen,

die durch die Coronavirus-Krankheit 2019 (Covid-19) bedingte epidemische Lage dauert seit 25. März 2020 an und hat in diesem Zeitraum zu einer Vielzahl von Absagen von Tagungs-veranstaltungen geführt. Für den VFIB war es ein großes Anliegen, dass der alle zwei Jahre mit reger Beteiligung sehr erfolgreich stattfindende Erfahrungsaustausch – wie vorgesehen – 2021 zum siebten Mal durchgeführt werden kann.

  

Abbildung: Eröffnungsansprache, Herr MR Dipl.-Ing. Lutz Mandel im Seminarzentrum Synapsis Dr. Jordan e.K. in Fulda

  

Im Vorstand wurden die möglichen Varianten – Präsenz-, Online- oder Hybridveranstaltung – abgewogen. Letztendlich hat der Vorstand am 19.05.2021 unter Berücksichtigung der epidemischen Lage und auf Grundlage einer Online-Umfrage der Newsletter-Abonnent:innen den Beschluss für eine reine Online-Veranstaltung gefasst.

Nachdem im Sommer die Infektionszahlen sehr deutlich zurückgingen, kamen bei dem ein oder anderen dann Zweifel auf, ob nicht doch eine Präsenzveranstaltung möglich gewesen wäre. Die unerfreuliche Entwicklung der Covid-Fallzahlen seit Mitte Oktober 2021 bestätigten schließlich die Entscheidung für eine Online-Veranstaltung. Die Durchführung des 7. Erfahrungsaustausch erfolgte mit den Vortragenden, Moderatoren, Organisator:innen und Vorstandsmitgliedern in Präsenz im Studio des Seminarzentrums Synapsis Dr. Jordan e.K. in Fulda und den Teilnehmer:innen über Videokonferenz.

In seiner Eröffnungsansprache bewertete der Vorstandsvorsitzende des VFIB Herr Dipl.-Ing. Lutz Mandel die nochmals gegenüber dem 6. Erfahrungsaustausch in Köln von 550 Teilnehmer:innen auf 700 Teilnehmer:innen des 7. Erfahrungsaustauschs deutlich gestiegene Zahl der Anmeldungen als eindeutige Bestätigung, die Tagung pandemiebedingt nicht auf das nächste Jahr zu verschieben, sondern online zum vorgesehenen Zeitpunkt stattfinden zu lassen. Im Hinblick auf das Ausmaß der Zerstörung der Infrastruktur in den Hochwassergebieten in NRW unterstrich Herrn Dipl.-Ing. Lutz Mandel die herausragende Bedeutung der Bauwerksprüfung.

Herr Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Wüst, Leiter Abteilung Straßen- und Brückenbau des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr, nannte in seinem Grußwort den Klimawandel als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die vorhandenen Strukturen müssen resilient für künftige Einwirkungen infolge extremer Wetterlagen gemacht werden. Hierfür werden neue Schutzbauwerke benötigt und gleichzeitig sind die bestehenden Bauwerke vor Überalterung zu schützen. Herr Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Wüst lobte in seinem Grußwort, die Entscheidung, einen gemeinnützigen Verein für Qualitätssicherung und Zertifizierung der Aus- und Fortbildung von Ingenieur:innen der Bauwerksprüfung zu gründen und würdigte den hervorragenden Beitrag, den der VFIB seit 2008 im Rahmen der Förderung und Erhaltung eines hohen Qualitätsniveaus der Bauwerksprüfungen in Deutschland leistet.

Im ersten Vortrag des Symposiums präsentierte Herr Ministerialrat Prof. Dr.-Ing. Gero Marzahn, Referatsleiter StB 24 Ingenieurbauwerke im Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur, die neue Erhaltungsstrategie des Bundes für die Brücken der Bundesfernstraßen. Die Strategie des Bundes sieht vor, dass neben den baulichen Aspekten ebenso die verkehrlichen Aspekte berücksichtigt werden, um den Verkehr trotz Baustellen möglichst flüssig zu halten und zugleich die gesamtwirtschaftlichen Kosten, die neben den Investitionskosten auch die Nutzer:innenkosten umfassen, minimieren zu können. Als Kriterien für Dringlichkeit und Reihenfolge werden im Hinblick auf die Minimierung des volkswirtschaftlichen Schadens sowohl die bauliche als auch die verkehrliche Kritikalität herangezogen.

Sehr erfreulich ist, dass nach ihrer Gründung auch Die Autobahn GmbH des Bundes als die größte Baulastträgerin für Brückenbauwerke in Deutschland als ordentliches Mitglied dem VFIB beigetreten ist und den Verein bei seiner Arbeit unterstützt. Herr Dipl.-Ing. Rainer Siegel, Abteilungsleiter Bau im Geschäftsbereich Planung, Bau, Innovation in Der Autobahn GmbH des Bundes, stellte in seinem Vortrag Die Autobahn GmbH des Bundes und ihren aktuellen Stand des Aufbaus, Perspektiven und Organisation der Bauwerksprüfung vor. Das mittelfristige Ziel Der Autobahn GmbH ist es, durch die Ausbildung von eigenen Bauwerksprüfern die Kernkompetenz im Haus zu haben, um rund die Hälfte aller erforderlichen Bauwerksprüfungen selbst durchzuführen und den darüberhinausgehenden Teil über qualifizierte Ingenieurbüros abzudecken. Das VFIB-Zertifikat wird dabei als Qualitätsnachweis vorausgesetzt. Eine qualitativ hochwertige Bauwerksprüfung mit ihren Ergebnissen zum Zustand der Bauwerke steht somit als wesentliches Kriterium für die Umsetzung der Erhaltungsstrategie des Bundes im Focus. Die Autobahn GmbH steht vor großen Aufgaben blickt aber optimistisch in die Zukunft, das Autobahnnetz entsprechend erhalten und modernisieren zu können.

Herr Ministerialrat a. D. Dipl.-Ing. Joachim Naumann, Vorstandsmitglied bis 2020 und Ehrenmitglied des VFIB sowie Herr Ministerialdirektor Michael Halstenberg, Rechtsanwalt in der Kopp-Assenmacher & Nusser Partnerschaft legten in Ihrem Vortrag zu Beginn des zweiten Vortragblocks die Verantwortung der Baulastträger und die daraus resultierenden Fragen zur Haftung eindrücklich dar und wiesen auf die Bedeutung einer auskömmlichen Vergütung für die Qualität der Bauwerksprüfung hin. Die Frage, ob die DIN 1076 auch für Kommunen gilt – obwohl dort nicht eingeführt – wurde mit Hinweis auf ihre Zugehörigkeit zu den anerkannten Regeln der Technik eindeutig bejaht. Die Baulastträger:innen unabhängig davon, ob auf bundes-, landes- oder kommunaler Ebene, müssen Sorge tragen, dass ihre Bauwerke für Dritte sicher nutzbar sind. Die Pflichten der Baulastträger:innen, die Rechtslage und Maßnahmen sowie die Sicherheit als nicht verhandelbares Gut im Zusammenhang mit der Bauwerksprüfung wurden von den beiden Referenten in ihrer auch als Sonderdruck veröffentlichten dreiteiligen Serie, die ursprünglich im Deutschen Ingenieurblatt erschienen ist, anschaulich für die Praxis dokumentiert.

Frau Baudirektorin Dipl.-Ing. Felicitas Winter, Leiterin des Geschäftsbereichs Betriebe im Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer der Freien Hansestadt Hamburg hielt den ersten Vortrag von insgesamt drei Beiträgen zu dem zukunftsweisenden Themenkomplex der Digitalisierung der Bauwerksprüfung. Frau Winter präsentierte Anpassung und Einsatz einer datenbankbasierten IT-Lösung, deren Module die bestehenden Systeme des LSBG in den Bereichen Bauwerksverwaltung mit der Buchhaltung über geeignete Schnittstellen verbindet, gleichzeitig die Planung und Durchführung der Arbeitsprozesse unterstützt und damit als vollintegrale Lösung den gesamten Unterhaltungsprozess von der mobilen Schadenserfassung, über das technische Anlagenmanagement, das Ressourcenmanagement bis zur Kostenleistungsrechnung, Controlling und Finanzen abbildet.

Herr Marco Wibmer, Projektleiter Bauwerkserhaltung im Sachgebiet Ingenieurbauwerke der Technische Betriebe Solingen legte in seinem Erfahrungsbericht sehr anschaulich die Herausforderungen, vor denen kommunale Betriebe im Rahmen der Bauwerksprüfung und Erhaltung stehen, dar und präsentierte Lösungsvorschläge zu Problemen bei der Ausschreibung und Überwachung von Bauwerksprüfungen. Als Fazit führte er aus, dass die Bauwerksprüfung trotz aller Kontrollmöglichkeiten eine Vertrauenssache bleibt.

Wie die Bauwerksprüfer:innen durch virtuelle und erweiterte Realität sowie 3D-Modelle künftig durch den Demonstrator unterstützt werden können, präsentierten Herr Prof. Dr.-Ing. Martin Mertens von der Hochschule Bochum und Herr Christian Lambracht, Leiter der Abteilung Straßen- und Ingenieurbau bei der Stadt Mönchengladbach zu Beginn des dritten Vortragblocks. Der Demonstrator zur digitalen Unterstützung der Bauwerksprüfung wurde als Prototyp im Rahmen des gemeinsam mit der Bundesanstalt für Straßenwesen bearbeiteten Forschungsprojektes entwickelt und am Objekt erprobt.

Im Block der Digitalisierung thematisierte Herr Dipl.-Ing. (FH) Klement Anwander, Vorstand der Konstruktionsgruppe Bauen AG in Kempten eindrücklich die Bedeutung der Bauwerksprüfung für den Erhalt historischer Wahrzeichen der Ingenieurkunst am Beispiel der König-Ludwig-Brücke in Kempten.

Eine perfekte Ergänzung zu den Vorträgen der ganzheitlichen IT-basierten Organisation der Bauwerkserhaltung und des Einsatzes virtueller/erweiterter Realität als digitale Unterstützung der Bauwerksprüfung lieferten Herr Prof. Dr.-Ing. Uwe Willberg, Leiter des Geschäftsbereiches Brücken- und Ingenieurbau der NL Südbayern in Der Autobahn GmbH des Bundes und Herr Dipl.-Ing. Ernst Forstner von der STRUCINSPECT-PALFINGER Structural Inspection GmbH, Wien mit ihrem Vortrag zur automatisierten Schadenerkennung dank Unterstützung durch künstliche Intelligenz.

Den vierten Vortragblock eröffnete Herr Baudirektor Dipl.-Ing. René Pinnel vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, Referat Brücken- und Tunnelbau und berichtete von aktuellen Erkenntnissen zu Schadensmechanismen und Schadensbildern im Bereich der Verankerung von Brückenkappen mit auskragenden Berührschutz über elektrifizierten Eisenbahnstrecken, an Lärmschutzwänden mit Vorsatzschalen aus haufwerksporigem Leichtbeton, an der tragenden Konstruktion von Verkehrszeichen über Der Autobahn und an Rollenlagern unterschiedlicher Bauart.

Bewegliche Brücken fordern die Brückenbauingenieur:innen in besonderem Maße fachübergreifend heraus. Dies zeigt sich auch bei der Bauwerksprüfung beweglicher Brücken: Herr Dipl.-Ing. Axel Schröder vom Zentralen Brückenprüftrupp Der Autobahn GmbH des Bundes, NL Nord, Außenstelle Rendsburg arbeitete die Besonderheiten bei der Prüfung von Beweglichen Brücken, wie z.B. gewisse Geräuschentwicklungen eine fortschreitende Schädigung eines Bauteiles ankündigen können, heraus.

Frau Bauoberrätin Dipl.-Ing. Susanne Hopfner brachte mit ihrem Vortrag zur Erfassung von Durchfahrtshöhen zur Geometrieprüfung im Rahmen der Großraum- und Schwertransportanhörung den parallelen Chat zum Überlaufen. Die Thematik stieß aufgrund ihrer Aktualität und Bedeutung auf großes Interesse beim Auditorium des Erfahrungsaustauschs.

"Last but not least" stellte Herr Technischer Bundesfernstraßenoberamtsrat Dipl.-Ing. Volker Lauterbach, Abteilungsleiter Bauwerksprüfung und Bauwerksunterhaltung, Die Autobahn GmbH des Bundes NL Nordbayern, Außenstelle Bayreuth die erforderlichen Grundlagen hinsichtlich Bauweise, Standsicherheit, technischer Regeln, Schadensarten und -mechanismen für die Prüfung von Gabionen umfassend vor und informierte abschließend über den neuen Praxislehrgang für Lärmschutzwände und Stützbauwerke.

Der bunte Strauß an erstklassigen und hochinteressanten Vorträgen des 7. Erfahrungsaustauschs steht den Teilnehmer:innen in der Mediathek zur Verfügung. Der Link wird an alle Teilnehmer:innen versendet.

Der Tagungsband zum 7. Erfahrungsaustausch kann in wenigen Tagen zum Preis von 25,- € bestellt werden unter

https://www.vfib-ev.de/veranstaltungen/tagungsband.php

Die Konstanz in der Teilnehmer:innenzahl und die rege Beteiligung im Chat zeigen, dass das Interesse der Teilnehmer:innen bis zum Schluss der Veranstaltung außerordentlich groß war. Den vielen Helfer:innen bei der Vorbereitung und der Durchführung der Veranstaltung gebührt großer Dank, allen voran Frau Dr.-Ing. Gunhild Nitzsche, die mit enormem Engagement die Hauptlast der Organisation getragen und die Herausforderung des Online-Formats auf sehr professionelle Art und Weise gemeistert hat. Der Vorstand bedankt sich bei allen Teilnehmer:innen, Inserent:innen und Helfer:innen sehr herzlich und lädt schon jetzt zum nächsten Erfahrungsaustausch am 09.11.2023 in Würzburg ein.

Mit freundlichem Grüßen

Dr. Hans Grassl
VFIB-Vorstandsmitglied

  
 
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